Reihe "Sturmwarnung im Schlaraffenland"
Podium: Wirtschaft in der Zeitenwende
Ideen und Impulse für eine Maßwirtschaft der Lebensfülle
Auch in den reichen Ländern dieser Welt hat die gegenwärtige Finanzkrise unerbittlich gezeigt, auf welch brüchigen Fundamenten unser Wohlstand beruht. Einfach zur gewohnten Tagesordnung überzugehen, wird vor diesem Hintergrund zunehmend schwieriger. Aber auch die Krise mit hektischer „Reparaturkosmetik" aus der Welt schaffen zu wollen, greift wohl zu kurz - sie wird uns auf diese Weise eher früher als später umso heftiger wieder einholen.
Wenn wir demgegenüber bereit sind, den tieferen Ursachen der heutigen wirtschaftlichen Turbulenzen auf den Grund zu gehen, erkennen wir: Sie sind zu einem grossen Teil hausgemacht; ihre Ursachen liegen gleichsam in der Logik unseres Wirtschaftssystems selbst begründet. So muss die grenzenlos globalisierte Geld- und Konkurrenzwirtschaft zum Beispiel immer weiter wachsen, um nicht zusammenzubrechen. Dabei fordert sie nicht nur immer mehr Opfer, sondern zerstört auf die Dauer auch ihre - und damit unsere eigene - natürliche Lebensgrundlage.
Das wiederum führt zu zwei zentralen Fragen: Wie ist es dazu gekommen, und was können wir ändern - bei uns selbst und im Blick auf die Gestaltung von Spielregeln für eine nachhaltige Masswirtschaft der Zukunft? Denn eines ist klar: Die Regeln unserer Wirtschaftsordnung sind keine Naturgesetze, sondern Ergebnis menschlicher Aushandlungs- und Entwicklungsprozesse.
In einem Podiumsgespräch unter der Leitung von Peter Winkels, Institut für integrale Studien, zeigten Prof. Dr. Hans Christoph Binswanger und Dr. Hans-Peter Studer Zusammenhänge und Hintergründe der heutigen Krise auf und loteten dabei auch Themenkreise aus, die bisher in der Öffentlichkeit noch kaum diskutiert werden. Ausserdem stellten sie Ansatzpunkte für Lösungen zur Diskussion, die zum Teil über die gegenwärtigen Strategien des Krisenmanagements weit hinausgehen.
Einen ausführlicheren Bericht über das Podiumsgespräch finden Sie hier.
Eine Zusammenstellung von Teilnehmerfeedbacks finden Sie hier.
Zum Veranstaltungsflyer gelangen Sie hier.
Zu den Podiumsteilnehmern:
Prof. Dr. Hans Christoph Binswanger
Hans Christoph Binswanger studierte Volkswirtschaftslehre in Zürich und Kiel, promovierte 1956 in Zürich und habilitierte sich 1967 an der Universität St. Gallen. Von 1969 bis 1994 war er ordentlicher Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen mit den Schwerpunkten Umwelt- und Ressourcenökonomie und Geldtheorie. Zu seinen wichtigsten Publikationen zählen:
"Wege aus der Wohlstandsfalle" (mit W. Geissberger und T. Ginsburg, 1978),
"Arbeit ohne Umweltzerstörung" (mit H. Fritsch und M. Nutzinger, 1983),
"Geld und Magie - eine ökonomische Deutung von Goethes Faust" (2. Auflage 2005),
"Geld und Natur" (1992),
"Die Glaubensgemeinschaft der Ökonomen" (1998) und
"Die Wachstumsspirale - Geld, Energie und Imagination in der Dynamik des Marktprozesses" (2006).
Für seine Tätigkeit erhielt Hans Christoph Binswanger zahlreiche Preise, unter anderem den Schweizer Bundesnaturschutzpreis (1980), den Binding-Preis (Liechtenstein) für Natur- und Umweltschutz (1986), eine Ernennung zum Ehrensenator der Wirtschaftsuniversität Wien (1994) und den Adam Smith-Preis für marktwirtschaftliche Umweltpolitik (2004). Prof. Hans Christoph Binswanger ist Mitglied des Beirats am Institut für integrale Studien.
Dr. oec. Hans-Peter Studer
Hans-Peter Studer (geb. 1957) studierte an der Universität St. Gallen Wirtschaftswissenschaften und promovierte dort 1987 zum dogmengeschichtlichen Thema der Entwicklung und Reflexion unseres heutigen Wirtschaftsverständnisses. Er lebt im appenzellischen Speicherschwendi, arbeitet als selbstständiger Mitwelt- und Gesundheitsökonom, Seminarleiter und Publizist. Er ist unter anderem Autor der Bücher:
„Jenseits von Kapitalismus und Kommunismus“,
„Gesundheit in der Krise“ und
„Die Grenzen des Turbokapitalismus“.
Hans-Peter Studer ist Vorstandsmitglied des Instituts für integrale Studien und war mehrere Jahre im Verein „Integrale Politik“ (Schweiz) aktiv.