Integral Meta-Studies Blog
This blog is about big picture science. It's a place for reflecting on the emergence of integrative varieties of meta-level science and how they can be practiced in research activities and inquiry settings of all kinds. The notion of "integral" is used here to refer to all those meta-level knowledge traditions that have an integrative purpose.
Systemische Aufstellungen im Internet - ein Experiment
Ich versuche mal, eine Bilanz des Experiments Online-Aufstellung (IFIS Online-Kolloquium Nr. 33) zu ziehen.
(Siehe: https://www.ifis-freiburg.de/sites/www.ifis-freiburg.de/files/img_ifis/I...)
Das wichtigste Ergebnis, das AufstellerInnen vielleicht eher selbstverständlich vorkommt, ist für mich: Das Feld kann auch über Tausende von Kilometern wahrgenommen werden. Im Zweierrahmen ist mir das vertraut, auf diese Weise war es mir neu. Während der online-Veranstaltung waren die StellvertreterInnen nicht in einem Raum mit denm Klienten, sondern jeder bei sich zuhause. Trotzdem war da eine energetische Verbindung. Aufstellungen können so neue Verbindungen und Erkenntnisse vermitteln. Mit der angemessenen Haltung können sie durchaus als Forschungsinstrument dienen.
Technisch war ich begeistert von der Möglichkeit der Kleingruppen.Jede/r ist bei sich zuhause und ein Tel der größeren online-Veranstaltung und gleichzeitig kann er/sie in intimeren Kontakt in einer virtuellen Kleingruppe sich austauschen. In meinen Seminaren mische ich Dreiergruppen immer wieder neu und das kreiert ein großes gemeinsames Feld.
Mit Krishna (dem Teilnehmer, der sein Anliegen eingebracht hatte, d. Red.) war ich zum Schluss in einer Kleingruppe, und wir stimmten überein, dass die Zweierarbeit (BeraterIn und KlientIn) per Telefon oder skype (ohne Stellvertreter) bei solchen Anliegen ein bisschen kraftvoller, weil konzentrierter ist.
Störend war für mich, nicht immer die Person im Blick zu haben, die gerade wichtig ist. Da bräuchte ich eine Schaltzentrale. (…) Das erfordert eine hohe Konzentration, wieder zum Aufstellungsfeld hinzugehen. Ich bin ja in so einem Prozess sehr auf das Anliegen eines Klienten und auf neue Einsichten dazu fixiert. Dazu muss ich den Rahmen sehr halten, sonst zerfasert alles und wird beliebig. Dass das bei dieser unserer Form passieren kann, kann ich mir gut vorstellen.
Aber natürlich wäre es spannend, wenn jemand den StellvertreterInnen mehr Raum gibt und schaut, was geschieht. Dazu wäre aber wohl eine Forschungsgruppe nötig, die länger zusammenarbeitet anstatt eines offenen Angebots. …Oder auch mit dem Aufstellungsprogramm (online-constellation.com), das ich schon ausprobiert habe – dann hätten alle eine gemeinsame Ausrichtung. Denn die scheint mir sehr wichtig.
Jedenfalls war ich hinterher recht erschöpft, weil dieses Setting doch recht anspruchsvoll war.
IFIS Colloquium on Global Social Witnessing
I experienced the Colloquium as a safe and deep space of like-minded people willing to walk the extra mile when it comes to the boundaries of science. I really liked the warm welcome and professional facilitation. Even if it is only an online space, you can see and feel the community and practice and engage in a safe space.
My intention and goal with presenting my work on Global Social Witnessing was to deepen the participants' understanding less on an intellectual, but also on a practical level. It was a bit of an experiment, as well as a very good experience to see that people were willing to try something new and to engage in the proposed practice. It was a pleasant surprise to see how participants were moved through the witnessing exercise of the corona virus crisis.
One question that came up for me was how we can we build communities and networks of care that engage in a deep witnessing practice to enable sense-making in times of global and local uncertainty. I really like the outcome and felt connection around the transformational potential that we have through something like the Corona virus crises. It will be interesting to explore that further through an integral/ metamodern, as well as a very hands on approach.
Subtiler Aktivismus: Können wir das Heilige ins Gespräch bringen? Bericht und Fragmente vom evolve-Salon in Freiburg, 23.11.2019 mit Geseko von Lüpke und Thomas Steininger
„Das Herz jeder Revolution ist die Revolution des Herzens“. (Charles Eisenstein, Autor von Climate: A New Story und The More Beautiful World Our Hearts Know is Possible)
Thomas Steininger führt länger ein: der Wir-Raum (we space) wird erwähnt und was das Magazin evolve sein will, wie sie in der Redaktion denken und arbeiten. Dann stellt er seinen Dialogpartner vor: Geseko von Lüpcke. Joana Macy, die Grande Dame der Tiefenökologie, soll mal beiläufig gesagt haben: „Do the people know, what they have with in Geseko?“
Das will ich herausfinden, was wir an ihm haben. Er sitzt mit uns im Kreis, stellt sich als Journalist, Autor, Tiefenökologe und Mensch vor, der in der Gemeinschaft Sulzbrunn im Allgäu lebt. Sein Anliegen – nach der kurzen Vorstellungsrunde der 25 Teilnehmenden - ist zunächst, das Paradigma der Verbundenheit (interbeing), als Gegensatz zu der Mainstream-Praxis der Getrenntheit, die wir alle tagtäglich erleben, zu beschreiben.
Unserer Kultur nämlich sei die Verbindung, man kann auch sagen, die Rückbindung an das Ganze, die eigentlich immer da ist, verloren gegangen. Und die Menschen, die hier im Kreis sitzen, kennen die Erfahrung, mühsam diese Verbindung wiederherzustellen, verbunden mit der Frage: geht das überhaupt, gegen den Strom zu schwimmen? Was kostet mich das?
Geseko begleitet übrigens auch Visionssuchende. Davon berichtet er: bei der Visionssuche passiert eine persönliche Wandlung aus Krisenerfahrung. Es sei ein Prozess der Potenzialentfaltung, der zu einer neuen Selbstdefinition führt. Man findet eine neue Identität, ein Verständnis dessen, was man in der Welt ist. Hier zeigt sich auch eine Parallele zu unserer Zeit: wir haben uns kollektiv verloren, sind kollektiv in der Krise und leben in einer länger dauernden Schwellenzeit, wo das Alte nicht mehr recht funktioniert, das Neue aber noch nicht da ist. So wie die Visionssuchenden individuell müssen wir uns dem Prozess zwischen der fortlaufenden inneren Arbeit und der politischen Arbeit kollektiv stellen. Und dabei die Krise willkommen heißen, weil wir uns darin befinden. Es gehe darum, die Schatten anzuschauen, das Verdrängte. Wir können das sterbende Weltbild bezeugen und Geburtshelfer/innen einer neuen Kultur sein, in der Neues entsteht und die Getrenntheit aufgehoben wird.
Das Heilige – the Sacred
Wir beleuchten den Begriff des „Heiligen“ (Sacred): Eein verbrauchter und besetzter Begriff sei das, meinen Thomas Steininger und die anderen Teilnehmenden, besetzt durch Weihrauch oder Erfahrungen mit verkrusteter Amtskirche, dennoch habe jede/r einen intuitiven Zugang zum dem Heiligen. Wir spüren es einfach. Philosophisch gesprochen: wir nähern uns dem phänomenologisch an: wo wir das Heilige spüren, da ist es wohl auch.
„Wann ist es wichtig, sich mit dem Heiligen zu verbinden?“, fragt jemand. Was ist uns heilig? Die Natur. Die Beziehungen. Die Liebe. Das Leben.
Charles Eisenstein, der US-amerikanische Kulturphilosoph und Theoretiker der Occupy-Bewegung mit Ausbildung in Yale, schlägt ein interbeing-Weltbild vor. Die Welt wird also zum Ort meiner Transformation, im Rücken habe ich das Gefühl für das Verbindende und Heilige. Das interbeing (Verbundenheit) kann man spirituell, praktisch und kognitiv beschreiben. Wir sind Teil eines größeren Systems. „We are nature, defending itself“ ist ein Satz, der von Aktivisten von Extinction Rebellion gesprochen wird. Sie machen damit einen Schritt heraus aus der Getrenntheit. Einen Shift of Consciousness, ein Bewusstseinssprung.
Und was ist dann eigentlich Aktivismus? Der -ismus verweist auf eine Getriebenheit, auf etwas Reaktives. Gibt es auch eine proaktiven, ko-kreativen Aktivismus? Ein Handeln aus der Stille z.B., wobei die Stille von der Frage getragen sein kann, „was will denn werden?“.
Das Politische
Dann rückt die FFF-Bewegung in den Blick. Die Klimakrise sei auch als weltliche Initiationserfahrung zu verstehen. „How dare you?!“, schrie Greta. Hier spreche Panik angesichts des drohenden kollektiven Selbstmords durch den Klimawandel aus ihr.
Der Bewusstseinswandel legt aber noch etwas anderes nahe: die heilige Gelassenheit. Unter Todesdrohung nicht in den Panikmodus zu gehen: wir brauchen diese Dimension und die Menschen, die das kultivieren, um eine neue Erfahrung von Aktivismus zu machen, den man dann vielleicht heiligen Aktivismus nennen kann (sacred activism). Dieser ist in der Lage, den Meditationsraum zu verlassen, ohne die Meditation zu verlassen. Einer der Hauptaktivisten vom Hambacher Forst ruft auf zur Meditation, zu Achtsamkeitsübungen etc.
Wie in der Traumatherapie geht es um die Überwindung von Verdrängung: diese will den Schatten und den überwältigenden Schmerz erst nicht wahrnehmen. Es braucht aber den Schmerz und die Anerkennung der Wunden, um zu einer echten Verbundenheit zu kommen. Denn Verzweiflung ist die andere Seite der Liebe.
Gelassenheit führt dazu, langsamer zu werden, mich einzulassen auf Lösungen, die nicht unmittelbar sind. Dann bin ich nicht Optimist oder Pessimist, sondern Possibilist, sagt Geseko,. „nNature-based practice“ hieße dann: die Erde handelt durch mich, ich bin ein Teil eines Immunsystems der bedrohten Erde!
Und wie trägt man sowas in andere Räume? Ist Sprache dazu fähig? Wie lässt sich die allgegenwärtige Angst abbauen oder überwinden?
Der Dialog und das Beziehungsnetz
Die Antwort lautet „Emergent Dialogue“: Es geht um einen Wir-Raum, um das damit zusammenhängende Vertrauen. Co-Creation durch ein Ffüreinander- da- Sein im Zuhören. Ein realer Begegnungs- und Beziehungsraum, der mich an den konkreten Menschen gegenüber bindet. Es entstehen Lernräume im Mmich-eEinlassen, wahrnehmen, üben, sich entfalten lassen. Man kann vielleicht sogar sagen: die Erde wird sich durch uns ihrer selbst bewusst.
Der tiefenökologische Zugang scheint auf: Innerer Schmerz findet seine Entsprechung in zerstörerischen Bildern in der Natur, die wie eine Projektion menschlicher Schmerzen erscheinen können: ein Baum ist im Sturm umgeknickt, der Wald schreit... Dieser Schmerz sei allgegenwärtig hört man aus dem Kreis der Teilnehmenden.
Auf diese Weise drehen sich die Dinge um: die Tiefenökologie ist nicht die Welt der Objekte vor dem Hintergrund der Welt der Beziehungen, sondern sie ist die Welt der Beziehungen vor dem Hintergrund der Welt der Objekte. Unser Fühlen, unsere Angst, unsere Erkenntnis sind Teil eines ganzen Netzes, das sich um die Erde webt. Wo wir uns weigern zu fühlen, entstehe ein Loch in diesem Netz.
Wir sind Organe des Wandels, und wir leben in der großen Zeit des Wandels. Es gibt unmittelbaren politischen Protest (holding actions). Erkenntnis von Fehlentwicklung und Aufbau von Alternativen. Veränderung des Fühlens und des Mitdenkens.
Wenn wir gerade das „management of the breakdown“ betreiben, ist es wichtig Trauer darüber zuzulassen, was passiert: Artensterben in unvorstellbarer Menge und Schnelligkeit, Verschmutzung, Klimawandel. Es geht darum, anwesend zu sein, auch wenn es nicht gut ausgeht.
Denn Verdrängung führte und führt nur in eine kollektive Depression: Dumpfheit, Apathie, Mutlosigkeit, Mangel an Lebendigkeit. Die Wahrheit gilt als nicht konform. Das Aussprechen der Gefühle ist aber in Wirklichkeit ein Schritt aus der Isolation. Verdrängung hingegen ist eine kollektive Vereinbarung, die wir brechen müssen.
Im tibetischen Shambala-Buddhismus hat der/die Shambala-Kriegerin zwei Waffen: das Mitgefühl und die Verbundenheit mit allem. Durch das Innehalten ist es möglich, Schmerz und Beglückung zugleich zu erleben und dadurch in die Wirksamkeit zu kommen. Es wird aber in unserer Kultur viel dafür getan, nicht in das empowerment zu kommen.
Geschichten der Verbundenheit
Es geht nun darum, eine Kultur der Verbundenheit zu implementieren. Man kann aus der Wahrnehmung der Ganzheit sich einbringen in die Ganzheit. Wir nehmen alle an einer Phantasiereise auf der Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen teil: sie beschreibt, wie wir als menschliche Organismen alle aus Äonen stammen, unsere Mikroben, die Moleküle, das Wasser in unseren Körpern, die Luft die wir atmen…. alles ist mit allem verbunden. We are Earth, we are formed by it’s gravitation.
„Das hätte ich gern als Kind gehabt, diese Geschichten von Verbundenheit“, sagt eine Teilnehmerin.
Imago-Zellen als Zukunftsbild oder: wie wird ein Schmetterling aus der Raupe?
Wie wandelt sich die Raupe in den Schmetterling? Der Zellbiologie Bruce Lipton liefert eine Metapher für das, was gerade kollektiv passiert: die Imago-Zellen. Der Prozess war bisher noch nicht klar, war aber seit Urzeiten das Symbol einer Transformation. Was da passiert im Körper der Raupe, die sich vollfrisst und einpuppt, die in einem krisenhaften Auflösungsprozess ist… es bilden sich Zellen. In diesen Zellen hat man festgestellt, dass sie sich aus dem alten Körper bilden, aber eine andere DNA haben. Die erste Generation der Imagozellen wird fast vollständig ausgelöscht vom Immunsystem der Raupe. Dann bilden sich aber neue Zellen, die sind einfach nicht mehr bestimmt für die Raupe und die fangen an, sich zusammenzuschließen, zu Clustern. Die Imagozellen, wenn sie angegriffen werden, verdrängen die alten Zellen. Schließlich fangen die Imagozellen in Clustern an, sich zu vernetzen. Die Imagozellen sind Zellen des zukünftigen Schmetterlings, d.h. sie nehmen die Zukunft des Schmetterlings voraus. Die wissen zwar noch nicht, dass sie ein Schmetterling werden, aber sie sind nicht mehr Raupe, sie sind eine neue Identität, sie sind die Zukunft. Sobald das passiert, ist der Schmetterling nur noch eine Woche weit weg, denn dann entsteht dieser neue Organismus ganz schnell.
Das Bild, dass wir alle Imagozellen in einem System sind, das völlig unterschiedlich ist vom Bild des Untergangs der Welt, gibt dem ganzen Prozess eine ganz andere Schwingung.
Anmerkung: Man könnte nach der Erfahrung dieses Tages auch mit Charles Eisenstein fragen: „Does the world really need another smart white guy speaking in a room?“ Nun ja. Die Welt braucht aber gewiss Wir-Räume und Dialog, gerne mehr davon. In diesen Räumen können junge und ältere, Frauen und Männer und Diverse, sowie möglichst Weiße und people of color sitzen und gehört werden.
Toni Bünemann
To IFIS with love - our Colloquium on Sociopolitical Governance for the integral age
We feel fortunate and happy to have been invited to share our life’s work, and our passions, with the IFIS community. The Colloquium context and participants made it a safe space to share and be received. This was a natural and nourishing container which allowed us to be ourselves and for the group to explore what we offered. All in all, we were pleased with the kindness, generosity, and curiosity of the community and the flow of the evening and its process.
Our chief concern in presenting was to receive honest and supportive feedback as a community of practice. We wanted to be clear that our work is highly emergent, novel and complex, with many dimensions and many parts that compose the whole. In this, our goal was to share more about the ‘why’ then too much about the ‘what’, and to share information about where we are coming from energetically and foundationally more than providing an elevator pitch or refined story that we’ve rehearsed and played out time and time again. The Colloquium fully supported this way of working, creating the right atmosphere to share from an honest and emergent place and then, through co-creation with the participants, evolve our understanding and awareness. We felt this was beneficial for us and the other participants.
We also found that the Colloquium’s participants were naturally versed in integral concepts and language, providing an interface that we could communicate through. This interface created a resonance and way to translate ideas in the absence of us having our own immediate and familiar language for our work. We were grateful for the participants and presenters being in this state of awareness, creating space for an informed dialogue even though some of the ideas we were talking about were so radically novel and usually require time to assimilate.
In terms of future discussions, we certainly would find it useful to talk about the relationship between the emergence of the ‘second tier’ and the role of new language in this scenario. This was a topic in our discussion and also comes up frequently in other forums.
We are deeply grateful to the IFIS for hosting the event and inviting us to share our visions with such an open-hearted and curious community in a co-creative, yet intimate space.
Leadership für Change Maker im WIR-Prozess - Eindrücke vom evolve LIVE! Event in Wien
Es war das erste einer Reihe von Live-Events der Zeitschrift evolve in mehreren deutschsprachigen Städten mit dem Ziel „die Zukunft im Dialog entstehen zu lassen“. Für das Thema des Events am 22. Juni in Wien – „Leadership für Change Maker“ – war Martin Kirchner eingeladen, Co-Gründer der „Pioneers of Change“, ein Netzwerk, das Menschen auf ihrem Weg als Change Maker coacht.
Samstagmorgen, 10 Uhr. Der Raum im Markhof war übersichtlich eingerichtet: ein Infotisch, ein einfacher Stuhlkreis. Nur 15 Teilnehmende ließen erwarten, dass es ein tiefgehender Dialog im Kreis werden könnte. Thomas Steininger, Herausgeber von evolve und Co-Moderator des Tages, lud, statt ein festes Programm vorzuschlagen, zu einem ko-kreativen Tag der Vernetzung ein und zuerst einmal zu einer Vorstellungsrunde. Im versammelten Kreis öffneten sich interessante Welten, die ganz unterschiedliche Erfahrungen und Themen mit Leadership ansprachen, wie kritische Architekten, motivierte Selbstständige, Abteilungsleiter im Burnout, Heiler oder derzeit auf die Familie konzentriert Lebende.
Schließlich begann Martin Kirchner seine Erfahrungen zu teilen. Er wollte in seinem Leben etwas Sinnvolles für die Welt tun und kein „Rädchen in einem kaputten System“ sein. Aber wusste zuerst nicht, wo und wie er wirklich einen Unterschied machen könnte. Er entdeckte dann „Ökodörfer“ als Modellsiedlungen für nachhaltigere Lebensstile und versuchte alsdann über rund zehn Jahrzehnte in immer wieder neuen Anläufen, ein Ökodorf zu gründen - aber es wollte nicht zünden. Schließlich entwickelte er auch ein Konzept für eine Ausbildung für „Weltverbesserer“ bzw. „Social Entrepreneurs“, wie er einer war – aber auch das kam nicht auf den Boden, und beides fühlte sich eher nach Scheitern an.
„Ich habe die Idee einer Ökodorf-Gemeinschaft dann losgelassen. Und in dem Moment als ich frei davon war, da ist es auf einmal entstanden. Natürlich habe ich da schon viel Kraft und Commitment reingegeben.“ Es wurde dann kein Ökodorf, sondern ein Cohousing-Wohnprojekt, eine pragmatische Variante mit Kompromissen, aber dort er lebt seit 2013 glücklich mit seiner Familie.
Fast zeitgleich hat er mit zwei Weggefährten, die auch im Wohnprojekt eingezogen sind, die Pioneers of Change gegründet und dabei seine Idee einer Ausbildung für Visionär*innen umgesetzt. Aus dem Bildungsprojekt wurde schließlich ein Netzwerk und eine Non-Profit-Organisation, die nach dem Organisationsmodell der Holakratie geführt ist. Dabei ist er immer Lernender und Forschender geblieben.
Thomas weist auf den veränderten Raum nach unserem Austausch hin und bittet uns, aufmerksam hineinzuspüren, was jede Einzelne von uns will, dass heute geschieht und was vielleicht das Wir, der gemeinsame Raum will, was sich heute entwickeln kann. Ulrike Haiden, Co-Moderatorin und Gastgeberin des evolve Salon in Wien, erklärt, dass sie bei der Vorbereitung überlegte, ob sie die Mitte dekoriert. Sie ließ sie dann aber frei, um zu signalisieren: die Mitte ist frei, alles ist möglich. Nach diesen Mitteilungen: Schweigen. Stille. Unsicherheit? Achtsamkeit? Schaffen wir das ohne Plan, Moderation, Struktur?
Die Redebeiträge werden achtsamer, jemand bringt das Bild von Samen ein, die wir alle mit unseren Fähigkeiten mitbringen, und das Potenzial, dass daraus ein bunter Garten wachsen kann. Die eigenen Samen geben reicht aber nicht. Es braucht Sonne und Wasser – Zuhören, Achtsamkeit und Mitgefühl für die Samen der anderen, damit sie aufgehen können und unser Garten wachsen kann. Aber was wollen wir, was ist das Ziel und warum tun wir es? Gibt es ein absichtsloses Verbinden? Wofür genau braucht es eigentlich Leadership?
Thomas lädt uns zu einer Übung ein, uns zurückzubeugen und in unseren Ich- Raum zu spüren, uns dann vorzubeugen und in den Wir-Raum zu spüren, im Wechsel. Dann tauschen wir uns in Dyaden-Zweiergesprächen darüber aus: einer spricht ein paar Minuten, der andere hört zu, dann andersherum. Ich erlebe durch diesen Austausch eine weitere Vertiefung unseres Raumes. Die Mitteilung zu zweit schafft etwas mehr Intimität.
Auch in der großen Runde sprechen wir dann auf einer persönlicheren Ebene, mehr im tiefen, gefühlten Erleben, als in rein äußerliche Fakten. Zu diesem Punkt mussten wir erst einmal kommen.
„Die westlichen Sprachen sind auf Ideen ausgerichtet“, führt Thomas aus, „weniger auf das Verbindende“. Und eine Gruppe, wenn sie sich mehr in den gefühlten Bereich und das Verbindende entwickelt und Vertrauen entsteht, birgt die Gefahr der Manipulation. Das ist uns beim Thema „Führen“ gut bekannt, weswegen wir lieber unverfänglich das neudeutsche „Leadership“ verwenden. Oder ist Manipulation nur da möglich, wo blinde Flecken und blindes Vertrauen wirken? Wie können wir die Selbsterkenntnis aufbringen, um zu erkennen, wo wir unbewusst Verantwortung abgeben wollen?
Können wir uns noch mehr für das, was zwischen uns werden will, öffnen? Martin hat Ko-Kreativität oft als Flow im Wir-Raum erlebt, „bei dem etwas entsteht, was schlauer ist, als wir Einzelnen“. Dazu gehört es aber auch, den Willen jeder Einzelnen anzunehmen und zu allem „Willkommen zu sagen und es als Chance zu sehen“ – z.B. auch wenn jemand aus ihrer Aufgabe im Team aussteigen möchte, wie es gerade bei den Pioneers of Change einen Fall gab. Der Flow entsteht, wenn „alles da sein darf, wir als ganze Personen mit unseren Schattenanteilen, und wenn wir uns gegenseitig annehmen.“ Für Martin braucht es eine Wahrnehmung des gemeinsamen Feldes, und um das zu pflegen und gärtnern, „müssen wir auch mal meditieren oder uns raufen!“
Jemand mit Erfahrung beim Leiten von Gruppen sagt, dass er den Wir-Raum schrittweise mehr ins Fließen bringen konnte, als er sich als Leiter ehrlich mit seinen Schwächen und Verletzungen zeigte. Martin als Moderator des Pioneer of Change-Online-Gipfels wurde einmal von einem Hörer in einer Rückmeldung als „unbeholfen“ kritisiert, diese Person hätte sich jemand „Professionelleren“ gewünscht. Das hat ihn zuerst getroffen und verunsichert. Martin hat seinen Prozess dazu dann in einem persönlichen Video geteilt, mit der Conclusio: „wenn wir alle darauf warten, perfekt zu sein, dann geht nichts weiter“ und dass „große Kraft darin steckt, unsere Verletzlichkeit zu zeigen“ – dieses Video hatte dann eine starke Resonanz und machte sehr vielen Menschen Mut, denn die Angst vor Kritik und uns deshalb nicht zu trauen, unsere Träume außerhalb unserer Komfortzone zu verfolgen, ist durchaus verbreitet in unserer Kultur. Thomas merkt an, dass die Betroffenheit über die Kritik in Martins Fall offensichtlich nicht aus einer Verletzlichkeit des Egos gekommen ist, sondern aus einer Verantwortung über die Qualität des Online-Gipfels, also für den Wir-Raum, nicht den Ich-Raum. Das erst schafft Verbindung.
Das Thema Verletzlichkeit ruft kritische Fragen hervor: Wenn man schon einmal negative Erfahrungen gesammelt hat, zeigt man sich aus gutem Grund nicht mehr so offen. Außerdem gibt es mehr oder weniger heikle Themen. In der Politik darf man sich kaum verletzlich zeigen. Zudem besteht die Herausforderung darin, wie man mit Leuten umgeht, die nicht passen, inkompetent sind oder wenn die Gruppe sehr heterogen ist. Vielleicht liegt die Kunst darin, das passende Maß zu erspüren, was eine Gruppe und man selbst als Leader (aus)halten kann. Aber das begrenzt. Aus meinen Forschungen mit intentionalen Gemeinschaften habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass es Schutz braucht, um Vertrauensräume zu sichern, wenn man weitergehen und das Achtsamkeitsniveau anheben möchte. Aber wer bestimmt diese Grenzen?
Martin hat viel Zeit in Gruppengründungen verbracht, weil er sich nicht getraut hat, in seine Quellkraft zu gehen und die Verantwortung dafür zu übernehmen, diesen Gruppenraum zu halten: Kompetenz und Wissen verpflichten. Ein Paradox: Als er schließlich eine ausreichende innere Entschlossenheit entwickelt hat, dass er bereit war, sein Projekt mit oder ohne andere Leute anzugehen, kam die Vision auf den Boden. Seine Entschlossenheit hat ausgestrahlt und wiederum entsprechende Menschen angezogen. Quellkraft muss nicht unbedingt heißen, nur neue Projekte im Außen zu erschaffen. Laut der Tiefenökologin Joanna Macy gibt es drei Formen von Wandlungsarbeit: Protest („Holding Actions“), neue / alternative Strukturen schaffen und ein neues Bewusstsein anstoßen. Für einen gelingenden Wandel brauchen wir Aktivitäten auf allen Ebenen – und jeder von uns kann entscheiden, auf welche Ebene er oder sie wirken will.
Thomas wünscht sich, dass evolve auch nährende Kontexte als Biotope des Wandels für Menschen schafft, die sich an problematischen Positionen in den herrschenden Systemen befinden.
Eine Erkenntnis des Tages, nämlich dass wir eigentlich immer ko-kreieren, bewusst oder unbewusst, hat mich fast erschreckt. Geht es noch mehr darum, uns die Prozesse unseres Kreierens bewusst zu machen und uns achtsam zu beobachten, statt zu meinen, wir seien im leeren Raum und starten einfach mit einer Ko-Kreation?
In der abschließenden Runde, in der gefragt wurde, was die Teilnehmenden mitnehmen, war als Essenz für mich spürbar, dass nicht nur der inhaltliche Austausch, sondern vor allem die über den Tag entwickelte Achtsamkeit und das Mitgefühl füreinander sowie die unterschiedlichen Erfahrungen als bereichernd empfunden wurden. Und diese Qualität kann vielleicht tatsächlich mitgenommen werden.
My experience in the IFIS Colloquium on Metamodernism
The colloquium gathered a wide range of highly competent and engaged people. I was given plenty of time to explain my views and was asked clarifying and relevant questions by the participants.
In the talk, we explored the six new forms of metamodern politics, and interesting comments and suggestions were offered by people in the group.
As listeners, the colloquium participants were ideal, seeming to deeply engage with what was being said by others and myself.
Elke organized the event smoothly and professionally, with a friendly touch, and this allowed for flexibility when I spoke too long and the schedule had to be changed.
On the whole, I think the colloquium offers a unique platform for exploring integral-etc. ideas, and I have rarely experienced a better place to share and learn from other members of the wider community.
Culture Transformation and Values based Leadership
Some reflective thoughts by Jan Artem Henriksson:
The Colloquium was very professionally handled with many curious and well-informed people who could both question and contribute.
My goal was to test out a new process on story-telling around personal values with a construct aware crowd, that I think would be hard in a regular audience. The experiment was successful and the more playful approach to development was appreciated.
As a result, many good questions emerged regarding the limitations of adult development theory and how it can actually limit the possibility to grow.
There is a paradox that in order to get people to rise in vertical complexity you might need models that do not talk about vertical complexity but rather focus on getting to play. By playing a game with our values and meaning-making we can become aware of all the other games we play as adults. And that can help us grow!
Healing the masculine principle
Reflective statement about my input to the IFIS Online Colloquium by Barbara v. Meibom:
A) How did you experience our Colloquium, in general, and the way your presentation was handled there?
The colloquium was well prepared in close cooperation. So an inspiring agenda was created to achieve a good combination of information, reflexion, intuition and dialogue.
B) Did you have specific goals, concerns or objectives connected to your presentation, and how has the Colloquium helped you to achieve those?
I wanted to introduce a clear distinction between principles of the masculine and feminine, both existing in each man and in each woman, and on the other side a gender perspective which differentiates between men and women.
1.The first focus has been to give respect and appreciation to the principles of the feminine and the masculine and to acknowledge in each of them the bright and the shadow side;
2.The second focus has been to give attention to the misuse of the masculine in men (origin, form, expression) and to bring to attention how this misuse could eventually be transformed from young age onwards.
C) Which important questions came up during the event, and which avenues for further discussion or research emerged that would be particularly worthwhile to deepen in the future?
The wounding of the masculine principle differs highly between different cultures. It has been particularly interesting to have one participant from a muslimn country, thus broadening the perspective.
It might be interesting to form gendered subgroups to deepen the consciousness respectively, thus coming to a better understanding, what the male child, boy, adult might need to transform the shadow of the masculine.
It would be interesting to deepen the understanding of the polar principles, the means of balancing them, the areas of application and the foreseeable outcome.
A detailed report about this Colloquium by Iris Kunze is available here:
https://www.ifis-freiburg.de/sites/www.ifis-freiburg.de/files/img_ifis/2...
For further reading:
- Suki Colegrave: Yin and Yang. Die Kräfte des Weiblichen und des Männlichen: Eine inspirierende Synthese von westlicher Psychologie und östlicher Weisheit, Frankfurt: Fischer 1984Riane Eisler: Kelch und Schwert. Unsere Geschichte, unsere Zukunft. Weibliches und männliches Prinzip in der Geschichte. (2005)
- Gerald Hüther: Männer. Das schwache Geschlecht und sein Gehirn, Vandenhoek & Ruprecht 2016
- Barbara von Meibom: Spirituelles Selbstmanagement. Ein Weg zur Versöhnung von Macht und Liebe, Bielefeld: Kamphausen 2009 (also as E-Book)
- Book to read and soon to be translated into English https://tredition.de/autoren/raymond-fismer-18238/ein-ganzer-mann-paperb... and www.https://integraleuropeanconference.com/project/raymond-fismer/
Transforming a top-down political culture to one of dialog and inclusion
Editorial note:
Bernard Le Roux was the presenter in our Online Colloquium n° 20, in which he shared experience from his dialog and mediation work with Swedish municipalities. As a Kick-off question, Bernard invited participants to explore the following question:
How do we understand the resistance of powerful people to participation processes, and to an honest, open conversation that actually addresses the issue?
Here is Bernard's reflection of the Colloquium:
I was very happy to explore the question of resistance of people in power to more intimate dialogue with participants who work in different countries with different groups. It showed me that – however sure I might be of my own hypothesis – a diverse group, well facilitated, is more intelligent than one individual.
So, my hypothesis was that people who are in positions of power (official or social) that rely on hierarchical structures for their authority become uncertain when the game changes. Often functionaries derive their identity from the position they have been elected to. If “new democratic forms” create the possibility for more people to participate on an equal basis, uncertainty arises.
This is, I admit a rather limited or simplistic view. Participants contributed with their own experiences and views. A number focused on the reluctance to own up to one’s own part in the problem, asking the question: how have I been complicit in this? This relates to the reluctance of showing one’s true self. The strategies then used are to back into maintaining the status quo, meeting opposition with counter-attack.
There are in other words challenges in the way the world is changing, challenges to the old order. Part of this may well be the traditional sense retreating into rationality for fear of moving into the sphere of not-knowing.
What do the new leaders require in order to cope with the shifts in society? What do we need to be teaching our children in schools and our young people in universities? Perhaps it is to become comfortable with not-knowing, to trust that from a sense of chaos, a new order will emerge and a sense that we need to face the fact that complex living systems cannot be controlled.
I am grateful for having had this brief conversation and am hopeful that we shall be able to continue talking about collective intelligence and democracy – knowing that intelligence is multi-faceted and comprises all aspects of being human.
Working towards a more conscious society through personal development
It was a pleasure to have the opportunity to present during the IFIS Online Colloquium session on Mach 21st, 2018. Thank you for inviting me.
The purpose of the presentation was, first, to provide a brief overview over the various initiatives I’m involved in. I spoke about the Ekskäret Foundation operating the retreat centre the Ekskäret island outside Stockholm with the purpose of exploring and facilitating the connection between inner, personal development and societal change. I spoke about the Ekskäret Klustret co-working space and the TechFarm co-living space, both located in central Stockholm. Both these spaces aim to be what Robert Kegan calls “deliberately developmental”, that is they aim to hold and facilitate the personal and organisational development of the members. I also mention our similarly Deliberately Developmental Space, a “DDS”, in Berlin: the Co-creation Loft.
Secondly, I got the opportunity to speak about my three recent books: The Market Myth (2016), The World we Create (2017, in Swedish) and The Nordic Secret (2017). The last one co-authored with Lene Andersen and describing how large scale, government supported, personal development projects in all the Nordic countries played an important role more than a hundred years ago in bringing these counters successfully into modernity. The expressed aim of these projects was to support a substantial part of the populations in becoming, again using Robert Kegan’s language, “self-authoring”.
I came off the colloquium with much inspirations and thank you all very much for the fruitful discussion and the interesting dialog!